„Du bist langweilig.“
Das Augenrollen kombiniert mit einem genervten Seufzer hatte Rasmus in den letzten sechs Jahren perfektioniert. Damals hatte sein Bruder angefangen zu sprechen und ihm schien es, als hätte er seitdem nicht mehr wieder aufgehört. Er stieß sich von seinem Schreibtisch ab und brachte den drehbaren Stuhl in Schwung, nur um ihn betont lässig nach einer Vierteldrehung wieder abzubremsen. „Und dir läuft das ganze Blut in den Kopf. Davon kann man sterben.“ Jesper lag mit dem Rücken auf dem Bett und ließ seinen Kopf am Fußende herunterhängen. Als er Rasmus hörte, weiteten sich seine blauen Augen und er hob schnell seinen Oberkörper. Er blieb kurz aufrecht sitzen, bevor er sich auf den Bauch legten, den Kopf auf die Hände stützte und seine Füße in der Luft schwingen ließ. Rasmus sah ein Paar unterschiedlich geringelter Socken. Ihre Mutter weigerte sich in Jespers Chaos, das er Zimmer nannte, nach gleichfarbigen Paaren zu suchen. Sie meinte, er würde irgendwann lernen, Ordnung zu halten, spätestens dann, wenn er barfuß laufen musste. „Du bist trotzdem langweilig“, widerholte Jesper in der perfekten Imitation eines Vierjährigen in der Trotzphase.
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