25.12.1974, Musgrave, Sussex
Der Tannenbaum in ihrem Wohnzimmer war mehr als zwei Meter hoch, geschmückt mit einem bunten Durcheinander aus Christbaumornamenten und Lametta und wachte über weit mehr Geschenke als für einen Sechsjährigen angemessen waren. Die Augen aller Kinder der Welt hätten wohl vor Freude gestrahlt, hätten sie am Weihnachtsmorgen einen solchen Baum vorgefunden, doch Mycroft zeigte keinerlei Zeichen von Aufregung. Er beachtete den Baum nicht einmal, als er auf seinem Weg in die Küche das Wohnzimmer durchquerte. Violet Holmes seufzte, sah ihren Sohn besorgt an, als er sich auf seinem Platz am Küchentisch niederließ und zwang sich schließlich, ein breites Lächeln aufzusetzen. „Guten Morgen, Mycroft, hast du schon ins Wohnzimmer geguckt?“ Mycroft runzelte kurz die Stirn, bevor er zu seiner Mutter aufblickte. „Der einzige Weg von meinem Zimmer in die Küche führt durch das Wohnzimmer – natürlich war ich heute schon dort.“ Violet wandte sich dem Herd zu, weil sie ihr Lächeln nicht halten konnte. „Und, ist dir nichts aufgefallen?“ Mycroft schwieg einen Moment, während er begann, Pancakes in Sirup zu tränken. Scheinbar überlegte er, worauf seine Mutter hinaus wollte. „Das Bild von Onkel Rudys Hochzeit hing schon wieder schief“, sagte er schließlich. Violet schloss gequält die Augen. „Ich habe es gerichtet.“ Er machte wieder eine Pause. „Und danke für das Regal.“ Sie drehte sich um. „Woher weißt du von dem Regal? Du hast deine Geschenke noch gar nicht geöffnet.“
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Draußen regnete es. Graue Wolken verdeckten Mond und Sterne, schufen vollkommene Dunkelheit. Der Wind peitschte die wässernen Perlen gegen die Fensterscheiben, wo sie hinunterliefen, wie die Tränen auf ihrem Gesicht.
Lily Potter saß in ihrem Wohnzimmer auf dem Boden. Vor ihr der Schrank, in dem sie all ihre Erinnerungen aufbewahrte. Die geöffnete Schachtel mit der Aufschrift Severus lag leer neben ihr, die Bilder und Briefe daraus um sie verteilt. Sie blickte auf das Bild in ihren Händen. Das junge rothaarige Mädchen, 15 Jahre alt, mit Sommersprossen auf den Wangen und strahlend grünen Augen, in einem dunkelblauen Kleid saß im Gras unter einem großen Baum. Schmetterlinge flogen durch die Luft, die langen Äste der Weide tanzten in der sanften Brise und neben ihr saß der bleiche, schwarzhaarige Junge mit den dunklen Augen und der Hakennase. Die Ärmel des etwas zu großen Hemdes hatte er provisorisch bis zu den Ellenbogen hochgeschoben. Und er lächelte sie an, während sie an dem kleinen Fluss vor ihnen die Frösche beobachtete. Es war ein schöner Tag gewesen in den Sommerferien vor ihrem fünften Schuljahr. Ein schöner Tag begleitet von einem ernsten Gespräch und wahrscheinlich hätte sie es wissen müssen, schon damals. Doch vielleicht hatte sie es übersehen wollen. Übersehen, dass dies der Anfang vom Ende gewesen war. „Man sollte meinen, es würde jetzt langsam mal warm.“
Sirius starrte aus dem Fenster ihres Schlafsaales. Draußen ging gerade die Sonne auf. Der verbotene Wald lag noch im Schatten, doch hinter den Bergen, die Hogwarts umgaben, zeichnete sich die zarte Morgenröte ab. „Wir haben schon März.“ Er wandte dem Fenster den Rücken zu, um seine Freunde ansehen zu können. „Immerhin regnet es nicht mehr.“ sagte James und zog sich den schwarzen Pullover über den Kopf. „Heute Nachmittag ist das Spiel gegen Slytherin und wenn wir das gewinnen haben wir einen riesen Vorsprung.“ „Naja riesig ist was anderes.“ warf Remus ein. „Sei nicht so pessimistisch, Moony. Es reicht schon, wenn wir diesen selbstverliebten Idioten mal ordentlich in den Hintern treten.“ James grinste und fuhr sich durch die wirren schwarzen Haare, damit sie ja nicht zu ordentlich aussahen. Am anderen Ende des Raumes brachen Sirius und Peter in lautes Gelächter aus. |
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